13 April 2005

Die PR-Geheimnisse von Karol-Superstar


Ob man ihn nun heilig findet oder nicht. Ob man seine Lehren befürwortet oder ablehnt. Ob man überhaupt gläubig ist oder nicht... -

... Eines kann jede Führungskraft von Johannes Paul II. abgucken: In der Mediengesellschaft siegen lernen!
Denn der verstorbene Papst beherzigte eisern drei Grundsätze für erfolgreiche Public Relations:

1. Sich persönlich einbringen. Johannes Paul II. nutzte nicht nur selbstverständlich und systematisch alle alten und neuen Medien zur Kommunikation, sondern stellte sich auch selbst ins Rampenlicht. Bei Audienzen in Rom und auf Reisen ging der Papst gezielt auf unterschiedlichste Menschen zu - und ließ die Medien zusehen. Damit kreierte er Bilder und bediente den journalistischen Wunsch nach Personalisierung von Themen. Und wirkte wie ein präsenter und humaner Oberhirte, den man mögen musste.

2. Knapp und klar sprechen. Johannes Paul II. redete gerne volkstümlich. Verquaste Theologen-Fachsprache mied er in der Öffentlichkeit. So blieben seine Worte hängen. Drei Beispiele: * "Ich wäre bereit, sogar mit dem Teufel zu reden, wenn es um Wahrheit, Religion und Menschenrechte geht." (Auf dem Flug von Nairobi nach Casablanca, 19. August 1985). * "Nennt mich einfach Karol!" (Manila, 14. Januar 1995, zu jugendlichen Gläubigen). * "Auch ich gehöre zu denen, die gerne wieder jung sein möchten." (Rom, 6. April 1996).

3. Authentisch bleiben. Kein "Promi" unserer Zeit schien so unerreichbar wie Johannes Paul II. zu sein. Dennoch identifizierten sich Millionen Menschen mit ihm. Sein Geheimnis: Der Papst blieb im Pontifikat so echt wie als Priester, verstellte sich nicht, war menschlich glaubwürdig. Vatikankorrespondent Andreas Englisch über seine erste Begegnung: "Ich hatte erwartet, eine Majestät anzutreffen. Aber Karol Wojtyla hatte keine Spur von herablassender Güte an sich. Im Gegenteil. Er wirkte, als wäre es ihm ein wenig peinlich, dass er der Papst ist."


Manager sind keine Päpste. Und in der Wirtschaft geht es kaum um Spiritualität und Glaubenssachen. Dennoch: Johannes Paul II. war in Sachen PR ein Lehrbeispiel für einen guten Kommunikator.
Manch Führungskraft könnte sich von ihm beim öffentlichen Auftritt eine dicke Scheibe abschneiden.