12 Februar 2008

BANKSKANDAL: PR und Vermarktung

Die Geschichte des Milliarden-Jongleurs Jérome Kerviel, der die französische Großbank Société Générale um fast fünf Milliarden Euro schädigte, wird zum großen Reibach und zur PR-Schlacht. Der 34jährige Angestellte hat einen eigenen PR-Berater engagiert. Agenturen, Verlage und Filmhäuser wollen Kapital aus seiner Tat schlagen - so, als sei sie eine Art Robin-Hood-Story.

Britische Buchmacher haben bereits Wetten laufen, wer die Filmrollen von Kerviel und Société-Générale-Chef Daniel Bouton übernimmt. Beste Chancen werden Olivier Martinez, dem Freund der Popsängerin Kylie Minogue, und Gérard Dépardieu eingeräumt. In Frankreich sollen bereits Ende Februar drei Bücher über den Skandal erscheinen. Den Hauptgewinn - einen Exklusivvertrag mit Kerviel selbst - hat bisher allerdings noch keiner der Verlage ergattert.

PR-Berater des Skandalhändlers ist Christophe Reille, ein auf Krisenkommunikation spezialisierter Ex-Journalist.
Er wolle Kerviel vor dem Ansturm der Öffentlichkeit schützen, sagt er. Reille beriet bereits den wegen des Verdachts auf Insiderhandel gefeuerten EADS-Chef Noël Forgeard und den russischen Nickel-Oligarchen Michail Prokhorow, der mit einem Callgirl-Ring zusammenhängen soll. Auch Denis Gautier-Savagnac, der kürzlich wegen einer geheimen Streikkasse als Chef des Arbeitgeberverbandes der französischen Metaller zurücktreten musste, engagierte Reille.

Der Vorstand der Société Générale beschäftigt gleichfalls mehrere Kommunikationsagenturen. Besonders glücklich hat er allerdings bisher nicht agiert. In der Öffentlichkeit wird kolportiert, der Skandalhändler sei nur ein Sündenbock zur Verdeckung von Schlimmerem. Eine ganzseitige Anzeige der Société Générale mit einem Pardon für den "bedauerlichen Unfall" (fünf Milliarden Euro) wirkte wie die berühmte "Peanut"-Bemerkung von Deutsche Bank-Chef Hilmar Kopper im Jahre 1994.

Quelle: welt-online.de

MAULKORB? Olympioniken an der Kandare


Aufregung um das britische Olympiateam. Der nationale Verband will den Sportlern bei den Spielen in Peking per Vertrag politische Äusserungen vorschreiben bzw. verbieten:
Die Olympioniken von der Insel sollen 1. ein "Medientraining" absolvieren und 2. vorgefertigte Antworten für Fragen nach chinesischen Menschenrechtsverletzungen an die Hand bekommen.
Nach heftiger Kritik ruderte der Geschäftsführer des britischen Olympischen Komitees, Simon Clegg, zurück. Man habe den 32-seitigen Vertrag, der weit über die olympische Charta hinausgeht, wegen der "politischen Empfindlichkeiten" in China entworfen.
Manche britische Kommentatoren verglichen das Redeverbot mit der Direktive des englischen Fußballverbandes 1938, als die Gäste beim Spiel gegen Deutschland im Berliner Olympiastadion den Hitlergruß beim Abspielen der Nationalhymnen entbieten mussten.
Pikant: Thronfolger Prinz Charles hat seinen Besuch der Spiele in Peking wegen der chinesischen Menschenrechtsverletzungen in Tibet abgesagt. Seine Nichte, die Reiterin Zara Phillips, nimmt dagegen aktiv teil. Das Olympische Komitee versprach nach der Kritik, es wolle den britischen Sportlern - und damit auch der Queen-Enkelin - nun helfen, sich eine "eigene Meinung" zu bilden.


Quelle: taz.de