31 August 2005

"Charisma" - das Zauberwort für Erfolg?

Haben Sie vor einigen Tag im ZDF heute journal gesehen, wie sich Heinrich von Pierer im ZDF als Wirtschaftsberater der Kanzlerkandidatin Angela Merkel präsentiert hat? Rein kommunikativ gesehen war es keine Glanzvorstellung des einstigen Siemens-Chefs. Kein einziges Lächeln, keine begeisternde Gestik, kein emotional anrührendes Wort.

Das sagt nichts über die fraglos vorhandene Themenkompetenz von Pierers. Aber: Image ist in einer Mediengesellschaft zentral gefragt. Wer Andere überzeugen will, muss sich medial gut "verkaufen". Wer mausgrau oder espritlos wirkt, dem drohen Nichtbeachtung oder Schlechtschreiben. Denn Journalisten personalisieren gerne - Fakten, Fakten, Fakten allein sind eben doch nicht alles.
Freilich: Charisma kann nicht alles richten. Das spüren vor allem Politiker. Besonders in Wahlkampfzeiten. So steht Bundeskanzler Gerhard Schröder bei Umfragen über seine Ausstrahlungskraft stets weit vor Merkel. Doch in Stimmprozenten oder Siegeschancen schlägt sich das derzeit für Schröder nicht gerade wieder.

Image ist eine Sache - durchschlagende Wirkung eine andere. Nur wer angemessenes Auftreten und anschauliche Argumente in Einklang bringen kann, wird guter Kommunikator und angesehene Persönlichkeit zugleich. Man kann das trainieren - und sollte es auch, wenn der öffentliche Auftritt wichtig ist.

"Worte können lügen, der Körper lügt nie"
-da ist viel dran

Ach ja, nebenbei gesagt: Das nächste Medientraining von Wiegand & Wiegand dreht sich genau um dieses Thema: "Stilvoll auftreten - souverän agieren" (Hamburg, 26. + 27. 10. 2005, mehr bei MedienTraining@WiegandMedia.de).

Unterdessen sollten wir uns anschauen, welche Aura Schröder und Merkel beim "Kanzlerduell" um sich verbreiten werden. Der Countdown läuft. In wenigen Tagen ist es soweit. Termin: Kommender Sonntag, 4. September 2005, 20.15 Uhr auf mehreren TV-Kanälen. Schauen Sie hin!

06 August 2005

Korruption, Wegducken, Krisenmanagement

"Korruption". "Schmiergeld". "Bestechung". Hässliche Worte. Zumindest im Deutschen. Nun hört man sie im Zusammenhang mit BMW. Oder VW. Oder DaimlerChrysler. Oder Infineon. Oder Commerzbank. Oder, oder, oder...

Eine ganz Zunft steht im Zwielicht: Die Manager. Ein gefundenes Fressen für Medien - ob berechtigt oder nicht. Journalisten stricken Stories nach dem Opfer/Täter-Prinzip. Der Schuldige ist immer der CEO. Von ihm wollen Reporter Antworten. Nicht vom Pressesprecher. Weil nur der CEO der wirkliche Kopf eines Unternehmens ist.

Auch Politiker müssen ihren Kopf hinhalten. Warum also zickte Kanzlerherausforderin Angelika Merkel wegen eines zweiten TV-Duells mit Amtsinhaber Gerhard Schröder? Die Medien spekulieren. Das kommt nicht gut. Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung: Merkels Fernsehduell-Drückebergerei nenne man im Norden "Bangbüx", im Süden "Trauminet".

Übrigens: Medien sind von Fehltritten nicht frei. Als größte Krise des öffentlich-rechtlichen Fernsehens seit der Nachkriegszeit bezeichnen Medienexperten den ARD-Schleichwerbungsskandal. Als Teil ihres Krisenmanagements beschlossen die ARD-Intendanten eine "Clearing-Stelle".

Das Image des aus Zwangsgebühren finanzierten Rundfunks hat dennoch arg gelitten. Umgang mit den Medien - eine Kunst, in der sich nun also auch Medien üben müssen. Mal sehen, wie sich die Fernsehköpfe schlagen!