28 September 2005

Medienmasche: Erst schlechtschreiben, dann schönreden

Erst schrieben sie die Bundesrepublik schlecht, nun wollen sie Deutschland hochloben. Und sie meinen, damit davonzukommen. Wer? Unsere lieben Medienunternehmen...

"Du bist Deutschland!" heisst die größte Social Marketing Kampagne in der Geschichte unseres Landes. Das Projekt im Wert von rund 30 Millionen Euro läuft vier Monate auf den wichtigsten Sendern, begleitet von ganzseitigen Anzeigen in Zeitungen und Magazinen. Getragen wird es von... den 25 großen Medienunternehmen sowie Rundfunk- und Fernsehanstalten.
Ziel der Kampagne ist es, die Deutschen zu mehr Optimismus und weniger Miesmacherei zu erziehen. "Deutschland redet sich selbst schlecht", sagt Bernd Kundrun, Vorstandvorsitzender von Gruner+Jahr („Stern“, „FTD“, „Gala“). Man wolle den Menschen mit Unterstützung Prominenter wie Michael und Ralf Schumacher Mut machen.

Aber: "Diese Kampagne baut Illusionen auf, denn Mut allein bringt es nicht." Sagen Kritiker.

"Wer hat denn den Standort schlecht geredet – wer hat denn die letzten Jahre immer wieder gesagt, dass Deutschland zu teuer ist?", fragt ein Blogger.

Ein anderer schimpft: "Sind deutsche Promis wie die Rennfahrerbrüder Schumacher glaubwürdige Mutmacher für Deutschland, wenn sie Steuern in Österreich bzw. der Schweiz zahlen?“

Ein weiterer Webschreiber fleht: "Und hört auf, mich dauernd zu duzen!"

"Du bist Deutschland!" – eine Medienkampagne mit Fragezeichen, die bald verpufft? Schon denkbar.

09 September 2005

Das Undenkbare: Eine New-Orleans-Flut, auch in Europa?

Ein furchtbarer Sturm ist nachts über die Nordsee getobt. Eine Springflut zerschmetterte zahlreiche Deiche. Die Niederlande, eines der am dichtesten besiedleten Länder der Welt, wurden überflutet. Die Bilanz: Über 1.800 Tote, mehr als 70.000 Evakuierte, 200.000 ertrunkene Nutztiere. Riesige Ackerplächen wurden durch Salzwasser unbrauchbar...

Was wie das Undenkbare klingt, ist wirklich passiert. Das war 1953. Nach der "Hollandflut" igelten sich die weitgehend unter Meeresspiegel liegenden Niederlande regelrecht ein. In den 80er Jahren wurde das gigantischste Deichbauprojekt der Welt abgeschlossen.

Könnte der "blanke Hans" dennoch wieder grausam zuschlagen? Unter gewissen Bedingungen schon, fürchtet Peter Dolen, Chef des niederländischen Krisenkommunikationszentrums. "Am Schreibtisch kann man jeden Plan aushecken, aber man weiß, das die Wirklichkeit anders sein wird."
Seit New Orleans 2005 wissen auch Europäer wieder, dass Undenkbares gedacht werden muss...