11 Januar 2006

Die Macht der Presse...

Das ist Luxus pur im deutschen Journalismus: Eine Redaktion, die es sich leisten kann, heisse Geschichten notfalls auch mit Millionenaufwand zu recherchieren.

"Stern"-Chefredakteur Thomas Osterkorn berichtete Teilnehmern eines Medien-Workshops kürzlich von den Möglichkeiten seines Magazins, erhebliche Finanzmittel für Aktualitäten oder Enthüllungen einsetzen zu können.

Das ist gut für den "Stern". Er kann somit publizistische Unabhängigkeit auch bei Kollisionen mit Interessen seiner Anzeigenkunden wahren. Kleinere Redaktionen tun sich da schon schwerer.

Kristina Hansen, ZDF-Korrespondentin in Hamburg, beklagte bei der gleichen Veranstaltung die mangelnde Geschmeidigkeit vieler Unternehmen beim Umgang mit Medien. Oft seien Firmen-Pressesprecher nicht einmal bei Vorstandssitzungen dabei. Das führe dazu, dass Kommunikateure der Wirtschaft bei Journalistenanrufen ahnungslos bis bedröppelt dastünden. Fatal, wenn es schnell gehen muss - etwa im Krisenfall!

Wer übrigens glaubt, Medien könnten "gekauft" werden, stößt nicht nur bei den Großen der Medienrepublik auf Granit. Auch private Kommerzsender wie "Radio Hamburg" lehnen das ab. Platte product placements im Rahmen journalistischer Wortbeiträge seien für die Nr. 1 der hamburgischen Rundfunkszene kein Thema, beteuerte Sprecherin Martina Müller beim gleichen Workshop. Wer so etwas wünsche, müsse sich ans Marketing wenden, nicht an die Redaktion.

Fazit: Die sogenannte Medienkrise (Werbungsrückgänge, Redaktionsausdünnungen, Fusionen) hat zwar unbestreitbar hier und da eine Aufweichung zwischen Public Relations und Publizistik hervorgerufen. Dennoch ist es irrig anzunehmen, Journalisten würden ihre Grundsätze mal eben so über Bord werfen. Kommunikation bleibt die Aufgabe, im Kontakt mit der Presse authentisch und glaubwürdig zu bleiben sowie die Spielregeln des Journalismus zu kennen!

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