13 Oktober 2006

Schlechte Gene für die Lebensmittelfabrikanten

Manche Krise kommt hart und plötzlich. Und sie ist womöglich rasch wieder vergessen.

Andere Krisen kleben, kommen noch Jahre nach dem Vorfall wieder in die Presse.

Und schließlich gibt es Krisen, die vor sich hin dräuen und sekündlich wieder ausbrechen können - so, wie das Thema gentechnisch veränderte Lebensmittel.

Die Gen-Problematik beschert der Narungsmittelbranche einen Krisen-Dauerbrenner, glauben Experten. Denn es war wohl nur der Anfang einer Affärenserie, dass die Importeure der Hamburger Reiskontor Handels GmbH (Euryza) im Oktober 2006 ihre Marke "Bon-Ri" ähnlich wie andere Reisanbieter komplett aus den Regalen der Supermarktgiganten abziehen mussten. Weil aus den USA eingeführte Produkte verbotener Weise gentechnisch verseuchte Bestandteile enthielten.

"Es scheint so zu sein, dass Verarbeiter und Anbieter europaweit betroffen sind", sagt Euryza-Geschäftsführer Rolf Dziedek.

- "Die Branche ist aufgeschreckt, alle Kunden wollen nun von eine Bestätigung, dass wir keinen Reis aus den USA anbieten", berichtet Rolf Eick, Geschäftsführer von Rickmers Reismühle in Bremen.

- "Es ist katastrophal und wird wohl sehr schmerzlich für uns sein", heißt es bei Müller's Mühle in Gelsenkirchen.

Wie dem Reis kann es einer Vielzahl anderer "Naturprodukte" ergehen: Genmanipulierte Lebensmittel möchte in Deutschland (und Europa) praktisch kein Anbieter im Sortiment haben. Jedoch: Samenflug oder pollensammelnde Insekten lassen sich nicht von Flächen rund um Freifelder mit gentechnisch veränderten Pflanzen fernhalten. Verunreinigungen sind jederzeit möglich.

Der Druck von Umwelt- und Verbraucherschützern ist gleichzeitig so groß, dass die Handelskette Netto jetzt schriftliche Garantien von Lieferanten verlangt, um Genmanipulationen in Produkten schadensersatzpflichtig abzuwehren.

Wie verwundbar die Lebensmittel-Branche allgemein ist, das unterstreicht eine soeben herausgegebene dpa-Meldung:

"Läuse, Motten, Kot, Würmer und Metallteile haben Lebensmittelkontrolleure im Essen einiger Menschen in Hamburg gefunden. Jede achte von insgesamt 19 000
Proben im vergangenen Jahr wurde beanstandet, sagt Thomas Kühn vom Institut für Hygiene und Umwelt. Diese waren fehlerhaft gekennzeichnet, enthielten unerlaubte Stoffe oder entsprachen nicht der vorgeschriebenen Qualität."

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