24 Januar 2008

Nokia: "Kopfloses Krisenmanagement"


Mangelnde Öffentlichkeitsarbeit bei Handyhersteller

Das Krisenmanagement der wertvollsten Marke Europas ist im wahrsten Sinne des Wortes 'kopflos'. Auch Tage nach Bekanntgabe des heftig kritisierten Schließungsbeschlusses für das Werk in Bochum hat sich noch kein leitender Manager vor der Presse blicken lassen.

Damit überlässt Nokia (Gewinn 2007: 7,2 Milliarden Euro = 67 Prozent plus) die Informationshoheit fahrlässig seinen Gegnern. Das finnische Vorzeigeunternehmen verliert daher an Image und droht dauerhaften Schaden zu nehmen.

Ein 'Nokia-Gesicht' ist derzeit nicht auszumachen. In den Fernsehnachrichten sieht man nur Betroffene, Gewerkschafter und empörte Politiker, aber vom Unternehmen niemanden.



Dass der Konzern nun seine traditionell übliche Bilanz-Pressekonferenz durch ein Telefonmeeting mit Journalisten ersetzt hat, das ist ein weiteres Indiz für mangelnde Souveränität. Nokia hat sich selbst aus der öffentlichen Debatte abgemeldet, das Unternehmen wirkt in der Öffentlichkeit kalt und nicht wie eine 'caring company'.



In Zeiten der Corporate Social Responsibility (CSR) genügt es aber keineswegs, Krisen nach Art des Vogel Straußes hinter verschlossenen Türen abzusitzen. CSR erfordert zugleich zwingend klare 'Chief Executive Responsibility' (CER).



Das bedeutet: der Unternehmenschef muss sich bei einschneidenden Ereignissen persönlich stellen und seinen Kopf für die berechtigten Besorgnisse der Öffentlichkeit hinhalten. Denn das Prestige des CEO formt ganz besonders in Krisenzeiten die Meinung über ein Unternehmen: die Reputation des Chefs ist ein wesentlicher Faktor für Firmenerfolg.



Nokia läuft durch seine unpersönliche Kommunikation Gefahr, sein bislang gutes Markenimage in Deutschland zu "verbrennen". Nachdem selbst deutsche Bundesminister mehr oder weniger versteckte Boykottaufrufe erlassen haben, prophezeien Wirtschaftsexperten bereits spürbare Umsatzrückgänge.



Das Wegducken des Managements hat sich für das Renommee Nokias jedenfalls nicht positiv ausgewirkt.

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