20 September 2007

Denglische Bahn - DB-Chef ist "Sprachpanscher"


Hartmut Mehdorn wurde unlängst ein zweifelhafter Titel verliehen: "Sprachpanscher 2007".
Der Verein Deutsche Sprache (VDS) "ehrte" damit die "Verdienste" des Bahnchefs dafür, dass Schalter bei der Bahn "counter", Bahnhofstoiletten "McClean"und Auskunftstische "service-points" heißen - Letzteres ein in keiner Sprache der Welt üblicher Begriff.

Der 30.000 Mitglieder zählende VDS hatte bereits Mehdorns Vorgänger Johannes Ludewig mit dem Titel "Sprachpanscher" ausgezeichnet. VDS-Vorsitzender Walter Krämer fürchtet, dass englische Worte deutsche Entsprechungen zunehmend verdrängen.

Die Bahn reagierte gelassen. Niemand habe sich durch englische Bezeichnungen vom Zugfahren abhalten lassen, sagte ein Sprecher. Die Sprache der Bahn sei schließlich ein Spagat zwischen den Ansprüchen verschiedener Zielgruppen. Dazu gehörten auch internationale Reisende und Touristen.


Übrigens:


Geht es nach der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" des Bundestags, sollen Schilder in öffentlichen Gebäuden, Gesetzestexte oder Formulare künftig in verständlicher deutscher Sprache formuliert sein. In dem Gremium sitzen Politiker aller Parteien und Künstler wie der Sänger Heinz Rudolf Kunze. "Uns geht es nicht um Deutschtümelei, sondern um die Pflege der deutschen Sprache als Kulturgut", sagt die Vorsitzende der Enquete-Kommission, Gitta Connemann (CDU), im Hamburger Abendblatt.


Auch die Unionsfraktion fordert in einem Positionspapier einen "sprachlichen Verbraucherschutz". Die SPD erklärt, sie sehe ebenfalls "die Notwendigkeit", sich mit dem Thema zu beschäftigen, warnt aber davor, zu einer "Reinheit der deutschen Sprache zurückkehren zu wollen", so die stellvertretende verbraucherpolitische SPD-Sprecherin Elvira Drobinski-Weis


Die Vermengung deutscher und englischer Ausdrücke zu "Denglisch" nimmt zu, obwohl laut einer Studie der Europäischen Kommission mehr als ein Drittel der Deutschen keine Fremdsprache spricht. Viele Menschen werden ausgegrenzt, weil sie die englische Sprache nicht verstehen.


Doch nicht nur aus Verbraucherschutzgründen fordert die Enquete-Kommission den stärkeren Schutz der deutschen Sprache. Die Kommission sieht auch den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr. "Deutsch war einst Wissenschaftssprache, wird aber zunehmend durch Spanisch und Englisch verdrängt", sagte Connemann.


Ein Manko liegt auch in Brüssel: Obwohl Deutsch in der Europäischen Union (EU) die meistgesprochene Muttersprache und eine der drei Amtssprachen sei, würden viele EU-Dokumente nur auf Englisch oder Französisch veröffentlicht werden. "Das behindert langfristig den Einfluss der deutschen Sprache und schadet dem Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland", sagte Connemann. Hier müsse die Bundesregierung ihren Einfluss stärker geltend machen.


Ende des Jahres sollen alle Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission vorgestellt werden. Juristisch bindend sind die Vorschläge allerdings nicht.
Quelle: u. a. Hamburger Abendblatt

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